Gestern bin ich von meiner Geschäftsreise zu einem Kunden bei Hagen zurückgekehrt. In der Nacht zuvor ist mir aber etwas ausgesprochen Unangenehmes passiert – auch wenn der Titel hier etwas Schlüpfriges vermuten lässt, so hat es noch mehr mit dem Schutz meiner Privatsphäre zu tun.
Der Schlüsseltresor für Spätanreisende
Die Rezeption meines Hotels ist nachts nicht besetzt. Für spät anreisende Gäste gibt es einen Schlüsseltresor, der nach Eingabe eines vorher per Mail zugeschickten vierstellige Codes den Zimmerschlüssel herausgibt.
Ich bin Sonntagabend noch zu den Betriebszeiten des Restaurants angereist. Die Rezeption war zu dem Zeitpunkt aber nicht besetzt. Eine freundliche Servicekraft hat mich gebeten, den Schlüssel direkt am Tresor abzurufen. Gesagt, getan: Nach Eingabe des Codes „2000“ (na ja), zeigte das Display eine Fehlermeldung an und sperrte die Tastatur für 10 Sekunden. Aber auch nach zwei weiteren Versuchen war dem Tresor kein Schlüssel abzuringen.
Zum Glück traf ich erneut die freundliche Servicekraft, die sogleich hinter der Rezeption das Gästebuch studierte. Sinngemäß mit der Bemerkung:
„Oh, da haben Sie wohl einen falschen Code“,
wurde mit dem Privathandy das Gästebuch fotografiert, um den richtigen vierstelligen Code auf den 8 Metern zum Tresor nicht zu vergessen. Nachdem der alternative Code eingegeben wurde, purzelte der Schlüssel „24“ in das Tresorfach. Juhu.
Mit dem Hinweis, dass ich ein besonders schönes Zimmer erhalten habe, durfte ich den Schlüssel entgegennehmen und mich auf den Weg machen …
“Meine” Hochzeits-Suite
Ein sehr cooles Zimmer, liebevoll eingerichtet, großes Bad, großes Bett und eine freistehende Badewanne im Wohn-/Schlafbereich. Wow – so stelle ich mir nach einer langen Autofahrt den entspannten Feierabend vor (Nebenbei – es war wohl die ehemalige Hochzeits-Suite, gebucht war ein Doppelzimmer zur ALLEINnutzung)
… einige Zeit später, nach einem angenehmen Bad, begleitete mich der laufende Fernseher in den Schlaf …
Geräusche auf dem Flur
… nach 0:00 Uhr, ein Geräusch auf dem Flur, scheinbar direkt vor meiner Tür. Unsicher stand ich auf, lauschte kurz und wagte dann vorsichtig ein Blick durch die halb geöffnete Zimmertür in den Flur: Das Flurlicht brannte (Bewegungsmelder), der Flur war leer.
OK, wieder zurück in Bett.
… gefühlt 10 Minuten später, lautere Geräusche auf dem Flur – direkt an meiner Tür. Jemand steckt von außen einen Schlüssel in MEINE Zimmertür.
Die Person scheint Schwierigkeiten zu haben. Ich hatte meinen Zimmerschlüssel von innen stecken und abgeschlossen. Nach kurzem lauschen und dem Überwinden meiner Unsicherheit, schloss ich die Tür schnell auf und öffnete – in meinem (Papa Pig 😉) Schlafanzug – mit einem Ruck die Tür.
Der Mann vor meiner Tür
… Großer Schrecken auf dem Flur. Dort stand eine weitere Person, offenbar ein reisender Geschäftsmann samt seinem Gepäck. In der Hand einen Schlüssel und mit einem sichtbar erschrockenen Gesichtsausdruck.
Er: „Ich habe die 24 …“
Ich: “Ich habe die 24!“ und zeigte meinen Zimmerschlüssel (der übliche Schlüssel mit metallenem Klöppel und eingeprägter „24“.
Er zeigte mir seinen Schlüssel – KOMISCH. Er hatte einen einzelnen Schlüssel mit sehr kleinem Anhänger, aber passend für das Zimmer 24. Irgendwie nicht das, was Hotelgäste normalerweise bekommen.
Trotz allem Ärger und Schrecken trennten wir uns schnell wieder, ich ins Bett und er … irgendwohin anders hin.
Am nächsten Morgen trafen wir uns beim Frühstück und hier klärte sich einiges auf – sehr zuungunsten des Hotels.
Was ist wirklich passiert?
Die Servicekraft hatte mir versehentlich abends den Zimmerschlüssel eines anderen Gasts, der explizit die „24“ bestellt hatte, ausgehändigt.
Der „richtige“ Gast ist später angereist und konnte aus dem Schlüsseltresor keinen Schlüssel mehr entnehmen. Vom Personal war niemand mehr im Hause. Über die an der Rezeptzion hinterlegte Notfall-Handynummer konnte er niemanden erreichen. Er ging dann zum Zimmer 24 in der Hoffnung, dass dort die Tür einfach offen war – aber nein, ich hatte ja von innen abgeschlossen und er kam nicht rein (das war das erste Geräusch vor meiner Zimmertür).
Jetzt kommt das Erschreckende. Der Gast suchte nun zunehmen verzweifelt nach einer Unterbringungsmöglichkeit. Er untersuchte die Rezeption und konnte dort am Fach des Zimmerschlüssels „24“ einen Zettel mit seinen Namen finden. Nun darin bestärkt, dass die „24“ SEIN Zimmer ist, öffnete er auch die ungesicherte Schranktür daneben:
Volltreffer. Ein Schrank voller Zweitschlüssel für alle Zimmer, auch für die ersehnte „24“. Naja und seinen zweiten Besuch der „24“ habe ich ja bereits beschrieben …
Lessons learned
Für den Kollegen „Gast“ habe ich wirklich maximales Verständnis. Für die Organisation in dem Hotel aber überhaupt nicht.
Menschen müssen Fehler machen dürfen. Ein Handyfoto vom Gästebuch ist nicht der richtige Weg, ein falsch herausgegebener Schlüssel für ein noch unbesetztes Zimmer – ja, das kann mal passieren. Hier hilft gezielte Sensibilisierung.
ABER: Alle Zimmerzweitschlüssel befinden sich hinter einer ungesicherten Schranktür einer unbesetzten Rezeption. Das ist eine Schwachstelle. Damit meine ich weniger den Schrank, sondern mehr das fehlende Sicherheitsbewusstsein der Hotelleitung.
Es ist leider immer wieder so, dass die Führung von Organisationen oder Organisationseinheiten auf Sicherheit zu wenig Wert legt.
Im Norden halten wir das einfach und sagen dazu „Der Fisch stinkt vom Kopf“.
Ansonsten rate ich im Hotel dazu: Schließt Euer Zimmer von innen ab.