Smarthome 1

Smarthomes – wenn dein Zuhause zur Datenquelle wird

Von App-gesteuerten Thermostaten über Haustierkameras bis hin zum sprachgesteuerten Lichtsystem – immer mehr Haushalte setzen auf ein Smarthome, um den Alltag komfortabler zu gestalten. Jedes dieser Geräte sammelt Daten: die Kamera speichert Bewegungsprofile, der smarte Lautsprecher analysiert, was im Raum gesprochen wird und das Heizsystem lernt ihre Gewohnheiten quasi auswendig. Kein Problem, genau das sollen sie doch, oder? In diesem Blogartikel beschäftigen wir uns mit den Datenschutz-Gefahren von Smarthome-Geräten.

Smarthome-Technologien erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und bieten zahlreiche Vorteile wie mehr Komfort, Energieeffizienz und Sicherheit. Laut einer Umfrage des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hatten 2024 bereits 75 % aller deutschen Haushalte smarte Geräte im Einsatz. Doch mit der zunehmenden Vernetzung steigen auch die Risiken für die Datensicherheit. Schwachstellen in den Geräten ermöglichen Angreifern, auf persönliche Daten zuzugreifen oder im schlimmsten Fall gar Kontrolle über das eigene Zuhause zu erlangen.

Aber wie kann so etwas überhaupt passieren? Die Geräte sammeln wahre Unmengen an Daten. Diese werden, je nach Gerät, Software und den entsprechenden Einstellungen, nicht nur lokal gespeichert, sondern zwecks Verarbeitung und Auswertung über das Internet versendet und empfangen.

Viele Hersteller legen Wert auf topaktuelle Funktionalität, denn Kunden kaufen meist die Produkte mit interessantem Funktionsumfang. Daten- und Informationsschutz stehen bei den Herstellern oft am Ende der Prioritätenliste. Dadurch entstehen immer wieder Schwachstellen, mit denen Hackern die Haustür weit geöffnet wird. Wer solche Geräte verwendet, riskiert, dass Fremde Einblicke in sein Privatleben erhalten oder sogar Kontrolle über elementare Funktionen wie smarte Türschlösser, Kameras oder Alarmsysteme gewinnen.

Welche Daten Smarthome-Geräte (unbemerkt) sammeln

Ein Beispiel für Sicherheitslücken zeigt sich bei der beliebten „Toniebox“, einem Audiogerät für Kinder. Forscher vom Department für Mathematik und Informatik der Universität Basel untersuchten im vergangenen Jahr einige Smart-Toys und fanden heraus, dass viele Geräte, so auch die Toniebox, unbemerkt Nutzungsdaten sammeln und an die Hersteller weiterleiten. So können Verhaltensprofile der Kunden (letztlich ihrer Kinder…) angelegt werden. Besonders problematisch daran ist nicht nur die Tatsache als solche oder die fehlende Verschlüsselung von Daten: selbst wenn die Geräte bewusst offline verwendet werden, gelangen Daten an den Hersteller. Dazu werden die Daten im Offline-Modus aufgezeichnet und lokal gespeichert, um bei der nächsten Verbindung mit dem Internet nachträglich versendet zu werden.

Kinderlieder abspielen, Staub saugen oder das Licht dimmen: Ihre smarten Geräte können vielleicht so einiges mehr als sie erwarten. Ganz nebenbei können Gespräche aufgezeichnet, das Konsumverhalten dokumentiert und Verhaltensprofile erstellt werden. Ein weiteres Beispiel dafür ist die Automatic Content Recognition (ACR) auf smarten Abspielgeräten wie Ihrem Fernseher oder Tablet. Während Sie auf ihrem Smart-TV Nachrichten schauen oder Ihre Lieblingsserie streamen, können bei einigen Produkten unliebsame Daten erhoben werden: die ACR ist eine Technologie zur automatischen Inhaltserkennung. Diese kann beispielsweise unbemerkt Bildschirmfotos erstellen, die anschließend an den Hersteller bzw. Betreiber gesendet werden. Durch die Analyse der Fotos kann in einem nächsten Schritt personalisierte Werbung angezeigt werden.

Sicherheitsrisiken minimieren: Das können Sie tun

Prüfen Sie, wo sich der Einsatz von Smarthome-Geräten wirklich lohnt. Informieren Sie sich vor dem Kauf über die angedachten Produkte und deren Vor- und Nachteile und lassen Sie sich nicht durch jedes angebliche Sonderangebot zu einem voreiligen Kauf verführen.

Um sich vor Angriffen von Außen zu schützen, kann es entscheidend sein, regelmäßig Software-Updates zu installieren. So können wenigstens bekannte Sicherheitslücken geschlossen werden. Ebenso wichtig ist die Verwendung starker, individueller Passwörter für jedes Gerät, da besonders die voreingestellten Zugangsdaten leicht zu erraten sind. Prüfen Sie außerdem die Einstellungen jedes ihrer genutzten Geräte und deaktivieren sie nicht unbedingt benötigte Funktionen. Kontrollieren und optimieren sie besonders die Einstellungen zum Datenschutz.

Wenn Ihre smarten Geräte WLAN benötigen, spielt die Absicherung Ihres Heimnetzwerks eine zentrale Rolle: der Router sollte sicher konfiguriert, unnötige Funktionen wie UPnP deaktiviert und eine starke Verschlüsselung genutzt werden. Richten Sie für smarte Geräte ein eigenes (Gast-)WLAN ein – so trennen Sie diese automatisch von ihren kritischeren Netzwerkgeräten.

Besondere Vorsicht ist bei Sprachassistenten geboten, da diese kontinuierlich auf Befehle lauschen und in einigen Fällen Gespräche ungewollt speichern oder weiterleiten. Als technikbegabter Nutzer oder technikbegabte Nutzerin könnten Sie sich in die wesentlich besser dokumentierten Open-Source-Lösungen einarbeiten, anstatt die bekannten 1-Klick-Konsumprodukte zu nutzen. Überlegen Sie sich gut, ob Sie entsprechende Geräte wirklich nutzen wollen. Falls ja: achten Sie auf eine geeignete Platzierung und aktivieren sie den Sprachassistenten besser auf Knopfdruck anstatt per Sprachbefehl.

Fazit: Smart, aber sicher?

Klar, Smarthome-Geräte erleichtern uns den Alltag (sofern der Staubsaugroboter nicht mal wieder das Ladekabel gefressen hat und damit vor lauter Freude die Zimmerpflanze vom Hocker reißt). Dennoch sollte vor der Anschaffung von vernetzten Geräten genau abgewogen werden, wie und wo das Gerät zum Einsatz kommt, welche Daten es dafür benötigt und welche Produkte dann ernsthaft infrage kommen. Schon mit ein paar einfachen Maßnahmen und einem bewussten Umgang lassen sich viele Risiken minimieren und persönliche Daten vor unerwünschtem Zugriff schützen.

Newsletter

Bleiben Sie immer auf dem Laufenden, was wir zum Daten- und Informationsschutz zu berichten haben

Abonnieren Sie jetzt gleich unseren Newsletter.