Kinder Internet Datenschutz

Wie sensibilisieren Sie Ihre Kinder für den Datenschutz?

Jugendliche und sogar Kinder gehen heute ganz selbstverständlich mit digitalen Medien um – oft so eigenständig, dass Eltern gar nicht mehr überblicken, was das Kind da eigentlich genau im Netz treibt. Umso größer sind bei vielen Eltern die Sorgen, ob sich das Kind eigentlich der Risiken bewusst ist und entsprechend handelt. Denn so souverän die Kleinen (und Größeren) mit der technischen Seite des Ganzen umgehen, so sorglos sind sie auf der anderen Seite oft im Umgang mit ihren persönlichen Daten – Fotos, Videos, Adressen, Passwörtern, Details aus ihrem Leben … Wer hier als Elternteil mit abstrakten Schlagworten wie „Datenschutz“ um die Ecke kommt und allgemeine Regeln wie „Poste bloß nichts Persönliches im Internet!“ verkündet, landet im Zweifel sofort in der Schublade „Eltern sind übervorsichtig und erlauben sowieso nichts“.

Machen Sie Datenschutz fühlbar

Wer seine Kinder wirkungsvoll für das Thema Datenschutz sensibilisieren möchte, sollte daher mit sehr konkreten Beispielen arbeiten, die das Kind sofort nachvollziehen und vor allem nachfühlen kann. Gerade in der Pubertät gibt es für ein Kind kaum etwas Schlimmeres als Peinlichkeit – das können Sie nutzen:

„Stell dir vor, du postest in eurer WhatsApp-Gruppe ein Foto von der Party neulich, wo du zum ersten Mal Alkohol getrunken hast und hinterher völlig breit auf dem Sofa hingst – in dem Moment findest du das lustig, aber was ist, wenn du drei Jahre später, wenn du gerade mit deiner Ausbildung anfängst, auf Facebook bei einem deiner früheren Freunde dieses Bild wiederfindest, am besten noch mit einem blöden Spruch und deinem Namen drunter? Dann ist dir das womöglich total peinlich! Und wenn dann gerade jemand ein witziges Foto von einem Besoffenen für ein Meme braucht, taucht das Bild womöglich im ganzen Netz auf und verschwindet nie wieder, weil es zigfach kopiert wird. Also frag dich einfach bei allem, was du reinstellst: Könnte ich damit leben, wenn das für immer sichtbar bleibt? Und Sachen von anderen darfst du sowieso nicht posten, ohne zu fragen – aus den gleichen Gründen. Das ist sogar gesetzlich geregelt!“

Idee für eine altersgerechte Story

Anhand solcher greifbaren Beispiele sollten Sie den Grundsatz „Das Internet vergisst nie“ vermitteln und klarmachen, dass die Daten nicht unbedingt nur da bleiben, wo man sie selbst hinterlassen hat und notfalls auch wieder löschen kann. Da alle Daten kopierbar sind, sind sie potenziell unsterblich.

Ist Ihr Kind einmal grundsätzlich für das Thema sensibilisiert, können Sie im passenden Kontext – am besten auch hier wieder anhand konkreter Beispiele – weitere wichtige Aspekte ansprechen:

Datenschutz ist ein gesetzliches Recht

Auch Kindern sollte bewusst gemacht werden, dass es beim Umgang mit persönlichen Daten – insbesondere denen anderer Personen – nicht nur um Rücksicht und Schutz vor Peinlichkeiten geht, sondern dass diese Daten unter gesetzlichem Schutz stehen, sodass ein zu sorgloser Umgang damit auch rechtliche Konsequenzen haben kann.

Das Recht am eigenen Bild und Wort

Grundsätzlich hat jeder die alleinigen Rechte an Bildern und Videos, auf denen er oder sie (prominent) zu sehen ist, sowie an selbst erstellten Texten und anderen schöpferischen Werken. Bei Kindern unter 7 Jahren entscheiden allerdings allein die Eltern (die Erziehungsberechtigten) über die Verwendung von Bildern, bei älteren Kindern müssen sowohl diese selbst als auch die Eltern einer Veröffentlichung zustimmen. Je einsichtsfähiger das Kind bzw. die heranwachsende Person ist, desto mehr Gewicht hat dessen Wunsch. Besonders bei abweichenden Vorstellungen zwischen Eltern und Kind.

Bilder und Werke anderer Personen dürfen nicht ohne deren Einverständnis verwendet werden. Gut zu wissen in diesem Kontext: Auch „kurzlebige“ Bilder, die automatisch gelöscht werden – etwa auf Snapchat – können problemlos per Screenshot kopiert werden, hier gilt also keine „laxere“ Handhabung! Und Bilder, die als verunglimpfend empfunden werden können, sollten generell tabu sein.

Wichtig: Gehen Sie immer selbst mit gutem Beispiel voran! Posten Sie insbesondere keine Fotos und andere Daten ihrer Kinder öffentlich im Netz, schon gar nicht ohne deren Einverständnis.

Was machen Anbieter mit persönlichen Daten?

Machen Sie Ihren Kindern bewusst, dass sie mit der Anmeldung bei einer Website oder App quasi einen Vertrag unterschreiben, der durchaus auch einen freizügigen Umgang mit den eingegebenen Daten beinhalten kann. Daher sollte Ihr Kind sich bei neuen Anbietern nur in Absprache mit Ihnen anmelden. Ältere Jugendliche können Sie auch motivieren, sich die Datenschutzbestimmungen der Anbieter anzuschauen.

Weisen Sie auch darauf hin, dass auch Betriebssysteme gerne Daten sammeln. Am besten richten Sie diese gemeinsam mit ihrem Kind ein und verzichten auf unnötige Funktionen und Datenübertragungen.

Wirklich kostenlos gibt es nicht

Die „Umsonst-Kultur“ im Internet ist heute so selbstverständlich, dass gerade Kinder kaum darüber nachdenken, wie sich die Anbieter kostenloser Apps und Websites eigentlich finanzieren, nämlich in aller Regel durch Nutzung persönlicher Daten zu Werbezwecken. Idealerweise führen Sie Ihrem Kind die Wirkung von Cookies am konkreten Beispiel vor, indem Sie z. B. bei Amazon nach bestimmten Produkten suchen und später auf die dazu passenden Werbeanzeigen außerhalb von Amazon hinweisen. Erklären Sie auch, dass Daten von verschiedenen Websites zu ganzen Persönlichkeitsprofilen zusammengeführt werden können. Selbst E-Mails werden von manchen Mail-Anbietern zu diesem Zweck „mitgelesen“.

Ein gesundes Maß an Anonymität

Legen Sie Ihrem Kind ans Herz, persönliche Daten im Netz auf das notwendige Minimum zu beschränken. Nicht alle Formularfelder sind Pflichtfelder. Wo anonyme Benutzernamen möglich sind, sollten diese genutzt und so gewählt werden, dass man nicht direkt auf die Person schließen kann. Wichtig ist aber auch, dass die Anonymität nicht missbraucht wird, um z. B. andere unbehelligt zu beleidigen – das ist ohnehin keine Bagatelle, sondern kann sogar strafbar sein. Sprechen Sie Klartext, was den Unterschied zwischen Meinungsäußerung und Abwertung angeht. Begriffe wie „Ehre“ und „Respekt“ sagen der heutigen Jugend etwas und stehen meist hoch im Kurs – greifen Sie also darauf zurück. Ein gutes Motto: Schreib nichts im Netz, was du dem anderen nicht auch ins Gesicht sagen würdest.

Online-Reputation regelmäßig checken

Geben Sie einmal mit Ihrem Kind zusammen dessen Namen in eine Suchmaschine ein, um zu sehen, wo er überall zu finden ist. Das kann zum einen Ihrem Kind per Überraschungseffekt bewusst machen, wie Daten das Netz durchwandern können, zum anderen können auf diese Weise womöglich unerwünschte Posts gefunden werden, bei denen es vielleicht noch möglich ist, um eine Löschung zu bitten. Nach Kopien konkreter Fotos können Sie auch über die Bildersuche (Google Lens) suchen. Durchsuchen Sie auch gemeinsam die Social-Media-Profile von Freunden nach Erwähnungen Ihres Kindes (hier wird meist nur der Vorname verwendet).

Tipp: Speziell für Jugendliche aufbereitete Infos zum Thema Datenschutz finden Sie u. a. auf www.klicksafe.de.

Bildquellen:

  • Kinder-Datenschutz: JackF (216608982) | stock.adobe.com

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